Es ist mal wieder Sonntag, die Sonne scheint am Himmel und der Tag mutet fast frühlingshaft an. Um kurz nach 9 Uhr herrscht rege Bewegung im Oranienburger Bürgerzentrum. Von den emsigen Mitgliedern des SC Oranienburg werden die Tische aufgebaut, die Schachbretter samt Figuren platziert, denn bald sollten die schachbegeisterten Gäste aus Wittstock und Leegebruch eintreffen. Der 5. Spieltag der HVL-Liga am 18. Februar 2024 nimmt seinen Lauf. Leicht verspätet um kurz nach 10Uhr geht es los. Während die bisher ungeschlagene Mannschaft vom SC Oranienburg III gegen Wittstock II antritt, muss der SC Oranienburg IV im Lokalderby gegen die Leegebrucher Schachfreunde II ran. Wenden wir also unseren Blick zum eigentlich wichtigen Geschehen, dem Geschehen auf den Brettern.
Die Begegnungen des SC Oranienburg III lauteten wie folgt:
Brett I: Jarne Witek vs. Stefan Sonsalla (SC O)
Brett II: Stefan Tschirswitz (SC O) vs. Frank Mietzner
Brett III: Sebastian Gorzolka vs. Gisbert Heinicke (SC O)
Brett IV: Noah Paul (SC O) vs. Toni Cieslak
An Brett II bekam es Stefan T., mit weiß spielend, mit dem Wittstocker Frank Mietzner zu tun. Er eröffnete mit d4 und es entwickelte sich eine umkämpfte Partie bei der schnell mehrere Leichtfiguren abgetauscht wurden. Stefan probierte jedoch zu früh seine Dame ins Spiel zu bringen und anstatt der erhofften Offensivwirkung wurde er erstmal durch den gegnerischen Turm in die Defensive gedrängt. Sein Wittstocker Gegner hätte zu diesem Zeitpunkt Stefan in erhebliche Schwierigkeiten bringen können, verpasste jedoch die Gelegenheit. Stefan gelang es durch opfern seines Bauern auf e3 die Defensive zu stabilisieren und gleichzeitig die halbgeschlossene Stellung zu öffnen. Er attackierte mittels beider Türme das Zentrum und die Grundlinie des Wittstockers, weshalb dieser sich gezwungen sah erst einen Turm abzutauschen und dann mit dem zweiten Turm die Grundlinie zu blockieren. Das war jedoch ein Fehler, denn Stefan schlug den zweiten Turm einfach und riss somit die Bauernstruktur seines Kontrahenten vor dem König auf. Jetzt war die Zeit gekommen und Stefan drohte multiple Springergabeln mittels seiner vorrückenden Dame und seines zentral platzierten Springers. Bauer um Bauer von Schwarz fiel und am Ende stellte der Wittstocker bei dem Versuch dem gegnerischen Schachgebot zu entgehen die Dame ein und gab schlussendlich auf. Es stand also 1:0 für Oranienburg.
An Brett I wurde noch gespielt. Stefan S. , mit schwarz, spielte gegen den Wittstocker Jarne Witek. Auch hier wurde verbissen um jeden Zentimeter gekämpft und mit d4 eröffnet. Stefan versuchte sein Glück mit der Nimzowitsch-Indischen-Verteidigung und platzierte seinen weißfeldrigen Läufer auf die Diagonale b7-h1, genau in die Richtung, der kurzen Rochade für weiß. Dies beschäftigte erstmal den Wittstocker und im Mittelspiel taktierten beide Seiten vorsichtig, wobei keiner der beiden einen Vorteil erlangen konnte. Interessanterweise wählten dann beide Spieler die lange Rochade, da waren 17 Züge gespielt. Im 22.Zug wurde Stefans Gegner dann etwas zu gierig und verlor daraufhin eine Qualität. Er nahm einen vergifteten Bauern und musste dann Turm gegen Springer tauschen. Stefan bekam Oberwasser, wurde jedoch seinerseits zu zuversichtlich. Er machte seine Gewinnstellung nach eigenen Angaben im 25. Zug zunichte. Der Wittstocker hatte mit einer wechselnden Mattdrohung und einem Schachgebot die Möglichkeit das Match unentschieden zu halten und Stefan bot ihm deshalb Remis an. Dieser akzeptierte das Angebot und somit endete die Partie unentschieden. Der Zwischenstand war 1,5:0,5 für Oranienburg III.
Zwei Partien waren bereits beendet, doch unser Mann an Brett III, Gisbert, war noch damit beschäftigt seinen Gegner zu bezwingen. Dieser eröffnete die Partie mit e4 und schnell wurden beide Damen und jeweils ein Springer abgetauscht. Da waren erst 6 Züge gespielt. Danach entwickelte sich die Partie recht ruhig und phasenweise statisch. Beide Spieler rochierten kurz und es wurden weitere Figuren abgetauscht. Noch hatte keiner von beiden einen entscheidenden Vorteil. Nach 32 Zügen war die Partie im Endspiel angekommen und Gisbert schaffte es in diesem Zug den gegnerischen König davon abzuhalten ins Zentrum vorzudringen indem er seinen Turm auf a3 platzierte. Den Wittstocker brachte diese Konstellation wohl aus dem Konzept und ihm unterlief ein entscheidender Fehler. Gisbert gewann durch diesen, alle restlichen Bauern seines Gegners. Damit war klar, dass die Partie gewonnen war. Der neue Zwischenstand lautete 2,5:0,5 für Oranienburg III.
Obwohl die letzte Partie noch lief war klar, dass Oranienburg III gewonnen hatte. Wie hoch dieser Sieg ausfallen sollte entschied sich nun an Brett IV.
Der Jüngste unserer Mannschaft, Noah Paul, spielte gegen den Wittstocker Toni Cieslak. Noah eröffnete mit e4 und es entstand die Italienische Partie auf dem Brett. Auch hier wurden sehr früh die Damen abgetauscht, bereits im 5. Zug. Doch so ausgeglichen wie bei Gisbert, war die Partie nicht. Schwarz machte bereits im 8. Und 9. Zug große spielerische Fehler, weshalb Noah klar im Vorteil war. Danach konnte er einen Turm und einen Bauern mittels Hingabe eines seiner Springer tauschen und war nun materiell im Vorteil. Der Wittstocker bot daraufhin Noah Remis an, doch dieser hatte kein Interesse das Angebot anzunehmen. Ganz allmählich und relativ zäh wurde Figur um Figur abgetauscht und der materielle Vorteil Noahs machte sich immer mehr bemerkbar. Toni Cieslak wehrte sich nach Kräften doch Noah baute seinen Vorteil konsequent aus und gewann am Ende seine Partie.
Damit hieß das Endergebnis 3,5:0,5 für Oranienburg III
Die Partie von Oranienburg III war beendet doch im Saal des Bürgerzentrums fand noch eine weitere Begegnung statt. Oranienburg IV spielte im Lokalderby gegen die Leegebrucher Schachfreunde II. Die Partien lauteten wie folgt:
Brett I: Nikolas Nimptsch vs. Eckhard Gesierich (SC O)
Brett II: Aurismas Milasevicius (SC O) vs. Sven Huhndt
Brett III: Ina Nimptsch-Gadewoltz vs. Felix Rosenhagen (SC O)
Brett IV: Lisa Gottschling (SC O) vs. Dagmar Wolff
An Brett IV hatte sich für den SC Oranienburg ein neues Gesicht eingefunden. Lisa Gottschling absolvierte ihre erste Partie für den SC Oranienburg und war dementsprechend aufgeregt. Am Brett merkte man ihr das aber nicht an. Lisa eröffnete mit d4 ihre Partie und erwartete, wie sie selbst sagte, die königsindische Verteidigung. Zu ihrer Überraschung wählte Dagmar Wolff jedoch den Zug Springer c6 als direkte Antwort und Lisa stand bereits nach wenigen Zügen wesentlich besser, da ihre Kontrahentin in der Eröffnung eine Figur einstellte. Der weitere Spielverlauf fand am Königsflügel statt und Lisa konnte Zug um Zug ihre Stellung verbessern. Daran änderte auch das taktische Abtauschen der Figuren nichts. Zu guter Letzt hieß es 1:0 für Oranienburg IV und unser Neuzugang gewann ihre erste Partie überhaupt.
Einer unserer erfahrensten Spieler Eckhard Gesierich mühte sich währenddessen an Brett I ab. Mit Nikolas Nimptsch hatte er einen nominell favorisierten Gegner vor sich und das machte sich auch schnell auf dem Brett bemerkbar. Strukturell im Vorteil ließ der Leegebrucher Eckhard, nach seinem Bekunden, keine Chance und konnte die Partie schnell für sich entscheiden. Der Zwischenstand hieß nun 1:1 zwischen beiden Mannschaften.
Die nächste Partie entschied sich an Brett III zwischen Felix Rosenhagen und Ina Nimptsch-Gadewoltz. Seine Gegnerin eröffnete mit d4 und spielte katalanisch. Felix sein Credo hieß sich nicht in die Defensive drängen zu lassen und einen Gegenangriff zu starten und das sollte sich auszahlen. Als Felix mit Springer und Dame am Königsflügel angriff, probierte die Leegebrucherin ihrerseits mit einem Springer zu kontern. Dieser wurde abgetauscht und am Ende hatte Felix einen Springerangriff auf beide Türme und konnte so eine Qualität gewinnen. Nun zog Felix die sprichwörtliche Schlinge enger und rückte mit seinen Figuren weiter vor. Er konnte folgerichtig weitere Figuren gewinnen und setzte Ina Nimptsch-Gadewoltz am Ende matt. Oranienburg IV führte nun das spannende Lokalderby mit 2:1 an und das Schicksal beider Mannschaften sollte sich an Brett II entscheiden.
Dort begegneten sich unser Aurimas und der Leegebrucher Sven Huhndt. Es begann alles mit dem Zug e4 und der skandinavischen Verteidigung als Antwort. Beide Spieler waren nominell etwa gleich stark und so entwickelte sich auch die Partie. Keine der Seiten konnte einen Vorteil erlangen. Im Mittelspiel gewann Aurimas jedoch plötzlich einen Bauern und es sah gut aus für den Oranienburger. Sein Gegner ließ sich durch diesen Bauerngewinn nicht einschüchtern und fand die richtigen Züge um der Bedrohung zu begegnen. Als er dann im Endspiel Aurimas ein Schachgebot gab unterlief diesem der entscheidende Fehler und Aurismas entglitt die Kontrolle über das Zentrum. Die 3 verbundenen Freibauern von Sven Huhndt entfalteten nun ihre ganze Kraft am Königsflügel, eine Konstellation, die Aurimas nicht mehr korrigieren konnte. Ein zwischenzeitliches Remisgebot wurde logischerweise vom Leegebrucher abgelehnt und die Partie endete mit einem Sieg für Leegebruch II. Am Schluss hieß es also 2:2 zwischen Oranienburg IV und Leegebruch II.
Fazit: Ein spannender Spieltag geht zu Ende und die Spieler beider Mannschaften gaben ihr Bestes. Oranienburg III konnte durch den klaren Sieg gegen Wittstock II seine Führung in der Gruppe A der HVL-Liga verteidigen. Eine Tatsache, die alle Beteiligten glücklich stimmt und für die letzten beide Spieltage motiviert. Doch noch ist es zu früh sich zu freuen, denn am 10.3. steht schon der nächste Gegner vor der Tür. Die Schachfreunde aus Babelsberg/Potsdam fordern dann die Oranienburger zum nächsten Duell heraus. Ob die beide Oranienburger Mannschaften diesen Härtetest bestehen erfahrt ihr wie gewohnt bei uns. Bis dahin alles Gute.
Eure Schachfreunde vom SC Oranienburg