6.Spieltag der HVL-Liga – In der Hitze des Gefechts

Es ist der 10. März im Jahre des Herrn 2024, eine Zeit des Wandels. Eine Zeit, in der alte Gewissheiten auf dem Prüfstand stehen. Die Welt wird komplexer, wenn auch nicht unbedingt menschenfreundlicher. Der Klimawandel plagt die Welt, es gibt wieder Krieg in Europa, doch man kann auch im friedlichen Sinne miteinander wettstreiten, so wie es die Mitglieder des SC Oranienburg und des SV Babelsberg 03 an diesem Tag taten. Schach ist ein Sport, der im sportlichen Sinne zum einen trennt und zum anderen die Menschen verbindet. Das ist meiner Meinung nach, das Schöne an dieser Sportart, ein Dialog über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, der auf 64 Feldern stattfindet. Nun also zu einem ausgedehnten Gespräch bereit auf Basis von 32 Holzfiguren, kamen unsere Gegner kurz nach 9:30Uhr ins Bürgerzentrum von Oranienburg. Es herrschte eine wirklich freundliche Atmosphäre, eine Tatsache, die nicht immer selbstverständlich ist. Nun aber zum Spiel selbst: der SC Oranienburg III trat gegen Babelsberg III an und Oranienburg IV gegen Babelsberg IV.

Die Begegnungen des SC Oranienburg III lauteten wie folgt:

Brett I: Leon Sasse vs. Stefan Sonsalla (SC O)

Brett II: Stefan Tschirswitz (SC O) vs. Frank Reske

Brett III: Lutz Jaekel vs. Gisbert Heinicke (SC O)

Brett IV: Anton Leonhard Fischer (SC O) vs. Juliane Dietze

An Brett IV spielte ein neues Gesicht für den SC Oranienburg. Anton spielte seine erste Partie gegen die etwa gleichaltrige Juliane Dietze. Eröffnet wurde die Partie mit dem Königsgambit und die Babelsbergerin fand nicht die besten Züge auf diese Eröffnung, Anton stand besser und konnte auch recht zügig Material gewinnen, aber diese bessere Stellung hatte nicht lange Bestand und so konnte schwarz im Mittelspiel das beide Seiten nicht gut spielten, das Material zurückgewinnen. Doch es war an diesem Tag ein Hin- und Her zwischen beiden Seiten. Anton kam wieder in Vorteil, doch konnte diesen ebenfalls nicht auf dem Brett behaupten. Die Babelsbergerin glich wieder stellungsmäßig aus und Anton war am Ende zu einer Stellungswiederholung gezwungen, um die Partie nicht aus der Hand zu geben. Die Partie endete Remis zwischen beiden. Der erste Zwischenstand lautete also 0,5 : 0,5.

Derweil an Brett I bekam es Stefan Sonsalla mit dem favorisierten Leon Sasse zu tun. Dieser eröffnete die Partie mit Springer f3 und die Partie ging ins Damengambit über. Stefan S. verlor in dieser Spielphase zwei Bauern, doch ließ sich von diesem frühen Nachteil nicht entmutigen. Er entwickelte im Mittelspiel Drohung um Drohung, da der König des Babelsbergers noch nicht rochiert hatte und im Zentrum stand. Doch leider unterlief Stefan S. dann im 22.Zug ein folgenschwerer Fehler, bei dem er einen seiner Türme einstellte. Es blieb zu seinem Leidwesen bei dieser materiellen Unausgeglichenheit und so gab er mit zwei Bauern und einem Turm weniger aus Respekt vor dem Gegner auf. Zwischenstand aus Oranienburger Sicht: 0,5 : 1,5.

Es sah nicht so gut aus für Oranienburg III. Sollten sie heute die erste Saisonniederlage erleiden? Noch war alles drin für beide Mannschaften aber an Brett III spielte Gisbert Heinicke gegen den ebenfalls favorisierten Lutz Jaekel. Gisbert´s Mannschaftsleiter hatte ihn vor der Partie instruiert, wenn die Möglichkeit besteht ein Remis herauszuholen. Gisbert probierte dies umzusetzen, auch wenn sein Gegner gute 150 DWZ-Punkte mehr auf seinem Konto hatte. Also tauschte er früh so viele Figuren wie möglich ab. Und der Plan schien zu funktionieren. Keiner der beiden Seiten konnte einen entscheidenden Vorteil erlangen. Die Stellung war sowohl taktisch als auch strategisch komplett ausgeglichen und beide Spieler einigten sich im 21. Zug auf Remis. Zwischenstand nun: 1:2

Ein Mannschaftssieg für Oranienburg III war nun außer Reichweite, allerhöchstens ein Remis war das höchste der Gefühle. Doch dazu musste Stefan Tschirswitz an Brett II seinen Gegner erstmal niederringen. Stefan T. eröffnete die Partie mit d4 und sein wirklich gut spielender Gegner Frank Reske antwortete mit einem Königsindischen Aufbau inklusive eines Doppelfianchettos. Stefan T. tauschte die ersten Figuren ab und rochierte kurz, doch geriet im Mittelspiel am Königsflügel unter Druck. Der Babelsberger marschierte mit seinen zwei verbundenen Bauern auf der g- und h-Linie in Richtung weißer Königsstellung und besetzte gleichzeitig die h-Linie mit Dame und Turm. Stefan T. fühlte sich dadurch ziemlich unter Druck gesetzt und stand kurze Zeit auch schlechter. Auch verbrauchte er viel Zeit für seine Züge und hatte nicht mehr viel Restzeit auf der Uhr. Doch Schwarz öffnete das Zentrum und sein König stand unrochiert in der Brettmitte. Der Oranienburger erhielt dadurch gutes Gegenspiel und konnte ruhigen Gewissens die Remisangebote seines Kontrahenten ausschlagen. Es sah nun besser aus für weiß, da die Figuren auf der h-Linie unentwegt attackiert werden konnten und der Babelsberger immer wieder reagieren musste. Dann trieb Stefan T. den schwarzen König durch ein kreatives Läuferopfer auf die Grundlinie und konnte Springer gegen Springer abtauschen. Die Partie kippte zu Gunsten von weiß. Und in dieser schon vorteilhaften Stellung unterlief dem Gegner von Stefan T. ein folgenschwerer Fehler, der diesem die Dame kostete und den schwarzen Angriff komplett entschärfte. Schwarz gab daraufhin auf und Oranienburg III rettete das Remis an diesem Spieltag.   

Nun zur Mannschaft von Oranienburg IV

Die Partien lauteten wie folgt:

Brett I: Fabian Lade vs. Christopher Luthardt (SC O)

Brett II: Felix Rosenhagen (SC O) vs. Steffen Lehnert

Brett III: Clemens Schielicke vs. Lisa Gottschling (SC O)

Brett IV: Julius Krüger (SC O) vs. Alexander Ivanov

An Brett I spielte Christopher gegen den Babelsberger Fabian Lade. Gleich die ersten Züge schienen Christopher zu zeigen, dass ihm diese Partie nicht liegt. Er probierte den Gegner in taktische Spielereien zu verwickeln, doch dies sollte ihm nicht so recht gelingen. Christophers Versuch die Partie dynamisch zu gestalten führte nur zu einer geschlossenen Bauernstruktur im Mittelspiel. Es gab keine Möglichkeiten zum Durchbruch, ohne in materiellen Nachteil zu gelangen. Das galt für beide Seiten und so bot Christopher nach kaum 25 Zügen seinem Gegner Remis an. Dieser nahm das Angebot nach leichtem Zögern an. Es stand also 0,5 : 0,5.

An Brett IV spielte ein ebenfalls neues Gesicht für die Oranienburger. Julius Krüger bestritt gegen Alexander Ivanov seine erste Partie. Er eröffnete mit d4 und der Absicht das Damengambit zu spielen. Daraufhin antwortete sein Gegner mit f5 also der holländischen Eröffnung. Doch schon nach den ersten 5 Zügen unterliefen dem Babelsberger spielerische Fehler. Julius nutzte das aus und bekam dadurch eine bessere Stellung. Julius zögerte nicht lange und stellte einige Mattdrohungen auf, die sein Gegner zwar zunächst parieren konnte, dann jedoch ließ der Babelsberger Spieler sich seine Dame gefangen nehmen und musste diese gegen einen der Türme tauschen. Die Partie stand nun komplett zu Gunsten von weiß. Schlussendlich konnte Julius´ Kontrahent ein Matt in 3 nicht mehr parieren und verlor folgerichtig die Partie. Zwischenstand: 1,5 : 0,5 für Oranienburg IV

An Brett II spielte Felix Rosenhagen gegen Steffen Lehnert. Felix eröffnete mit e4 und sein Gegner antwortete zu seiner Überraschung mit Springer f6. Felix versuchte in der Eröffnung ein frühes Abtauschen von Figuren zu verhindern und brachte dafür früh die Dame ins Spiel. Das stellte sich jedoch relativ zügig als Fehler heraus. Im Nachhinein betrachtet wäre ein Abtausch der Figuren besser für Felix´ Spielverlauf gewesen. Im Mittelspiel konnte der Babelsberger durch einen Doppelangriff auf König und Dame Felix seine Dame gewinnen, während Felix dafür einen gegnerischen Turm und einen Läufer erhielt. Es war zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht Hopfen und Malz verloren aber im Endspiel stellte sich die Dame als zu dominant heraus und Felix verlor seine Partie mit minimalem materiellen Nachteil. Neuer Zwischenstand: 1,5 : 1,5.

Die letzte Partie des Tages spielte sich an Brett III ab, wo unsere Lisa Gottschling gegen Clemens Schielicke antrat. Lisas Gegner eröffnete die Partie und entschied sich für die Colle-Eröffnung. Lisa antwortete mit der königsindischen Verteidigung und fühlte sich nach eigenen Angaben dabei recht sicher. Im Lauf der Partie verfolgte Lisa jedoch nicht den richtigen Plan um einen entscheidenden Vorteil zu erlangen. Es war eine Partie die sehr viel von positionellem Spiel geprägt war und weniger durch komplizierte Taktiken. Alles sah nach einem Remis für beide Spieler aus, doch dann in der Hitze des Gefechts stellte, die ansonsten wirklich gut spielende Lisa, ihre Dame einzügig ein. Ein klassischer Blackout. Damit war die Partie entschieden und Lisa gab gemäß der hoffnungslosen Stellung auf. Babelsberg IV setzte sich am Ende leider mit 2,5 : 1,5 gegen unsere Mannschaft durch.

Fazit: Auch dieser Spieltag in der HVL-Liga war aus unserer Sicht durch Spannung und Emotionen geprägt. Wir bedanken uns an dieser Stelle recht herzlich bei den Schachfreunden aus Babelsberg für die wirklich sehr angenehme Spielatmosphäre. So macht Schach einfach Spaß! Was den Saisonverlauf betrifft, so ist noch alles für beide Mannschaften drin. Aktuell sind sowohl Oranienburg III und IV auf dem 2.Platz ihrer jeweiligen Gruppe und Oranienburg III hat sogar noch Chancen auf das große Finale, während Oranienburg IV um den Einzug in das kleine Finale kämpfen kann. Wir halten euch diesbezüglich weiter auf dem Laufenden im April.

Eure Schachfreunde vom SC Oranienburg