Die Feiertage sind vorbei und die Havelliga ging in die nächste Runde. SC Oranienburg IV musste im Heimspiel gegen die zweite Mannschaft von SC Wittstock ran. Es sah auf dem Papier nicht schlecht für uns aus, aber wie die Überschrift bereits vermuten lässt haben nackte DWZ-Zahlen allein nur wenig Bedeutung.
Es kam zu folgenden Paarungen
Brett I: Jarne Witek vs. Konstantin Taufmann
Brett II: Jan Wolff vs. Ralf Mietzner
Brett III: Tim Cieslak vs. Lyo Freischmidt
Brett IV: Ihor Ivashchenko vs. Toni Cieslak
Als erstes war Brett II fertig. Unser Jan Wolff, mit weiß spielend, bekam das schottische Gambit aufs Brett und opferte in der Eröffnung einen Bauern um sich schnell zu entwickeln und Druck aufzubauen. Da konnte doch mit Unterstützung des neuen Vereinshoodies nichts mehr schiefgehen, oder? Sein Gegner musste sich jedenfalls auf das Verteidigen beschränken, während Jan kontinuierlich den Druck erhöhen konnte. Im Mittelspiel war dann Jan eine Qualität und einen Bauern im Vorteil. Er ließ dann später seinem Gegner die Wahl zwischen dem Turmverlust und einem Matt in drei. Derart in die Enge getrieben gab der Wittstocker Ralf auf und streckte die Waffen. 1:0 für Oranienburg IV.
An Brett IV sah es auch gut aus. Unser Vereinsneuling Ihor schaffte es im Lauf der Partie eine Qualität zu gewinnen und hielt lange den Vorteil. Im Endspiel dann und zusätzlich mit einem Freibauern gesegnet unterlief Ihor ein folgenschwerer Fehler. Toni Cieslak attackierte mit dem Läufer Ihors Turm. Keine sonderliche gefährliche Drohung, doch in der Hitze des Gefechts übersah Ihor in seinen Berechnungen diese Tatsache und verlor einen ganzen Turm ohne Kompensation. Das Spiel drehte sich nun, Toni übernahm die Initiative. Eine Initiative gegen die sich Ihor mit allen Mitteln versuchte zu wehren, aber alea iacta est, die Würfel waren gefallen und der Wittstocker gewann dieses Aufeinandertreffen. 1:1 zwischen Oranienburg IV und Wittstock II.
Und wie sah es an den anderen Brettern aus?
Nun an Brett I duellierte sich unser talentierter Konstantin gegen Jarne Witek. Die Partie war in der Eröffnung relativ unspektakulär und resultierte in einer strategisch ausgeglichenen Stellung. Jedoch konnte sich Konstantin nach einigen Abtauschen und dem Gewinn des Läuferpaars sowie der Kreation eines isolierten Bauern bei weiß, einen immer spürbareren Vorteil erarbeiten. Er gewann aufgrund taktischer Finesse einen Bauern tauschte die Damen ab woraufhin das Spiel jedoch nicht an Komplexität einbüßte. Ganz im Gegenteil das nun folgende Turmendspiel schien auf den ersten Blick recht remislastig, jedoch spannte der junge Oranienburger klammheimlich ein Mattnetz um den weißen König, der sich mittlerweile im Zentrum des Bretts befand. Als abschließende Krönung spielte er den auf den ersten Blick harmlos aussehenden Zug Bauern auf h6, ein Zug der erst im 4. Zug danach vollkommen Sinn ergeben hätte. Sein Gegner realisierte nun, dass das an sich ausgeglichene Endspiel verloren war und gab vollkommen frustriert auf. Ein völlig verdientes 2:1 für Oranienburg IV.

Die letzte Partie des Tages entschied sich an Brett III. Lyos Partie war stark von Taktik geprägt. Er verlor zwar eine Figur, hatte aber zwei Freibauern, die ordentlich Druck machten und dazu hatte er noch die freie Linie und drohte in die weiße Stellung einzudringen, da der gegnerische König nicht mehr rochieren könnte. Aber Lyos Gegner wuchs über sich hinaus verteidigte stark. Als Lyo dann eine Abzugsdrohung übersah, verlor er leider einen Turm ohne Kompensation. Taktisch probierte der junge Oranienburger das Rad noch zurückzudrehen, aber der Wittstocker Tim Cieslak verteidigte sich weiterhin korrekt und wurde nicht leichtsinnig. Schließlich war der materielle Nachteil Lyos zu groß und so hieß es am Ende Sieg für Wittstock II. Das Endergebnis lautete also 2:2 zwischen beiden Mannschaften.
Das Unentschieden ist sicherlich ein Ergebnis mit dem man Leben muss, aber wenn man sich die Partien an diesem Tag angeschaut hat und wie sie verliefen, dann blutet einem schon das Herz ein wenig. Aber so ist der Schachsport nun einmal. Abgerechnet wird zum Schluss.
Stefan Tschirswitz