Vom 1.11. bis zum 3.11.2024 fanden in der Stadt Falkensee, die sich gerne auch als Gartenstadt bezeichnet, wieder einmal die Falkenseer Open statt. Wie im letzten Jahr reisten einige Mitglieder des SC Oranienburg bei bescheidenem Wetter zu diesem schönen Turnier. Da Falkensee nur gute 30 Autominuten entfernt ist, sparten wir uns natürlich die lokale Unterkunft und reisten mit leichtem Gepäck. Für Verpflegung vor Ort war genügend gesorgt, dies stillte jedoch nicht unseren Hunger nach ein paar Partien gegen bisher noch unbekannte Gegner. Mit 8 Teilnehmern malten wir uns einige Chancen aus, dass zumindest einer von uns am Ende den Weg aufs Podium findet. Ob es geklappt hat erfahrt ihr am Ende dieses Artikels.
Das Turnier war unterteilt in zwei Gruppen: die Königsgruppe ab einer DWZ von 1400 und die Turmgruppe für alle Spieler unter 1400 DWZ. Die Mitglieder des SC Oranienburg traten in beiden Gruppen mit je 4 Spielern an. In der Königsgruppe waren Torsten Hannemann, Stefan Tschirswitz, Stefan Sonsalla und Jan Wolff auf Punktejagd, während in der Turmgruppe Aurimas Milasevicius, Lisa Gottschling, Lyo Freischmidt und Wolfgang Tschirswitz ihren Gegnern gehörig einheizen wollten.
Tag 1
1. Runde
In der Königsgruppe war der Start für uns sehr holprig. Torsten Hannemann bekam es mit Sebastian Haubold zu tun, der mit seinen 2156 DWZ Torsten schon in der Eröffnung zusetzte. Immerhin brauchte er aber 4 Stunden um Torsten letztendlich in die Knie zu zwingen.
Stefan Tschirswitz trat gegen Dennis Bertuch (1621 DWZ) an hatte jedoch ebenso keinen Erfolg mit seiner sizilianischen Verteidigung. Zumal er es verpasste rechtzeitig zu rochieren. Sein No-risk-no-fun-Ansatz zahlte sich nicht aus. Nach gut 3 Stunden war der Drops gelutscht und Stefan konnte einpacken.
Stefan Sonsalla, mit weiß spielend, bekam Enrico Kalliwoda (1632 DWZ) vor die Flinte und schoss in seiner Partie mehrmals neben das Ziel, der entscheidende Treffer gelang jedoch seinem Gegner bereits in der späten Eröffnung. Einen Vorteil, den er wusste immer weiter auszubauen, so dass Stefans Chancen am Ende gegen Null tendierten und er folgerichtig aufgab.
Jan Wolff spielte in seiner ersten Partie anfangs recht gut mit und kam gut aus der Eröffnung und Jacob Barthel (1587 DWZ) hatte seine Mühe Jan in die Schranken zu weisen. Nach ein zwei Fehlkalkulationen und durch den konstanten Druck von Jacob Barthel geriet Jan jedoch ins Hintertreffen. Dabei blieb es und so endete auch seine Partie mit einer Niederlage für den SC O.
In der Turmgruppe sah es glücklicherweise etwas besser aus. Zwar musste Lisa Gottschling sich nach langem Kampf gegen Annett Preissner (1178 DWZ) geschlagen geben, aber dafür gelang Wolfgang Tschirswitz gegen Stefan Knappe (1029 DWZ) ein ungefährdeter Sieg. Sein Gegner biss sich an Wolfgangs königsindischer Verteidigung die Zähne aus. Endlich ein Sieg für den SC O.
Auch Lyo Freischmidt konnte in seiner ersten Partie punkten er spielte 1. C4 und sein Gegner, Oliver Benzin (1150 DWZ), antwortete mit e5. Es folgte eine Reihe von Zügen nach denen Lyos Gegner einsah, dass es besser war Lyo den ganzen Partiepunkt zu überlassen. So endete die Partie mit einem Sieg für Lyo.
Zu guter Letzt spielte Aurimas Milasevicius gegen Svetlana Grinman (1172 DWZ) und die Partie lief für ihn durchaus gut. So gut, dass er mit einem Mehrbauern und einer Leichtfigur mehr ins Endspiel gehen konnte. Jedoch gab die gute Svetlana noch nicht auf und der Erfolg gab ihr recht. Gegen Ende hatte sie zwei Freibauern und Aurimas musste sich gehörig strecken, um das Remis zu halten. Dies gelang ihm zum Glück und so endete die Partie nach fast 5 Stunden mit einer Punkteteilung, schade.
Tag 2
2. Runde
Am nächsten Morgen versuchten die Geschlagenen in der Königsgruppe den angerichteten Schaden wieder wett zu machen. Runde 2 begann für Torsten Hannemann mit schwarz gegen Enrico Kalliwoda, dem gestrigen Gegner von Stefan Sonsalla. Enrico spielte das Königsgambit gegen Torsten und machte kräftig Druck. So dass er sich einen Vorteil erspielte, den er aber nicht bis zum Ende behielt. So schüttelten sich beide Spieler die Hände und einigten sich auf Remis.
Stefan Tschirswitz war auch in seiner zweiten Partie gegen Lotte Nönnig (1638 DWZ) auf der Suche nach seiner Form und spielte leider nicht optimal. So dass seine junge Kontrahentin am Ende den Sieg davontrug. Stefan war bedient.
Jan Wolff hatte an diesem schönen Samstagmorgen keinen Gegner also spielfrei und erkämpfte sich seinen Turnierpunkt von der Couch aus.
Ganz so entspannt erging es Stefan Sonsalla nicht, denn dieser hatte Lukas Hinkel (1639 DWZ) als Gegner. Stefan verlor beim ersten Fehler eine Qualität und dann vermisste er es die gegnerische Dame beim Vordringen zu hindern. Zwei Schnitzer, die sich als entscheidend herausstellen sollten. Also kein Punkt für Stefan in Runde 2.
Schauen wir nun in die Turmgruppe. Lisa Gottschling wohl noch gezeichnet vom Vortag, musste sich leider wegen einer Halsentzündung vom Spielbetrieb abmelden.
Wolfgang Tschirswitz und Rainer Knöchel (1307 DWZ) waren zum Glück kerngesund und tauschten eine Menge Figuren ab, bevor Wolfgang sich im Endspiel durchsetzen konnte. 2 Punkte aus 2 Spielen, ein guter Start.
Lyo Freischmidt hatte wahrscheinlich nicht gut geschlafen, denn er spielte in dieser Partie zu schnell und so entwickelte sich ein Alptraum am Brett, der mit seiner Niederlage gegen Max Rauhut (1194 DWZ) endete.
Aurimas Milasevicius hatte dagegen weniger Mühe mit Sara Alnajjar (1036 DWZ) und besiegte seine Gegnerin relativ fix.
3. Runde
Fangen wir dieses Mal mit der Turmgruppe an. Am frühen Nachmittag, die Mägen waren durch die kulinarische Verpflegung gut gefüllt, traten alle wieder zur neuen Runde an.
Wolfgang Tschirswitz bestätigte seine exzellente Form und besiegte auch Amadu Bundu (ohne DWZ), der ebenfalls 2 Punkte vorzuweisen hatte. Auch Aurimas besiegte Severin Bathmann (842 DWZ) in nur 23 Zügen und hatte nun 2 ½ Punkte von 3 möglichen.
Lyo Freischmidt kämpfte sich wieder mit 1.c4 zurück ins Turnier. Leidtragender war sein Gegner Janosch Engelmann (1034 DWZ), der darauf offensichtlich keine befriedigende Antwort fand.
Nun zur Königsgruppe. Die Mitglieder des SC O dort hatten ja durch die mäßigen Ergebnisse der Runden zuvor einiges aufzuholen. So ging Torsten Hannemann mit gutem Beispiel voran und fuhr seinen ersten Sieg ein. Sein Gegnerin Svenja Hoffmann (1527 DWZ) konnte Torsten in diesem Spiel nicht das Wasser reichen. Wie Torsten später sagte, gestaltete er das Spiel „rein künstlerisch (fernab jeder Theorie) mit eigener Note“. Und trat verdientermaßen als Sieger vom Brett.
Stefan Tschirswitz trat in seiner 3. Partie zum Lokalderby gegen Jan-Luca Dauwe (1447 DWZ) an. Der junge Leegebrucher eröffnete gegen Stefan mit d4, der sich in diesem Fall für die Königsindische Verteidigung entschied. Das Spiel war eine Zeit recht spannend, jedoch blieb die Stellung geschlossen und beide Seiten konnten keinen entscheidenden Vorteil erlangen. So blieb es bis zum Remisangebot des Leegebruchers, welches Stefan auch annahm.
Stefan Sonsalla bekam nach 2 Niederlagen ebenfalls einen nominell schwächeren Gegner und zog aus ihnen anscheinend die richtigen Schlüsse. Jedenfalls hatte Börje Pontus Persson (1452 DWZ) nichts zu lachen. Beide Spieler gerieten in eine Stellung, in der der eigene König gefährdet war. Jedoch stand Stefan einen Tick besser und konnte durch ein schönes Turmopfer seinen Gegner nach 37 Zügen schlussendlich mattsetzen.
Jan Wolff, der sich nach seinem kampflosen Punkt in der zweiten Runde am Nachmittag endlich von der Couch erhoben hatte, rührte in seiner Partie gegen Nico Gottschalk (1676 DWZ) ordentlich Beton an. Das trug auch einigermaßen Früchte, so dass beide Spieler am Ende mit einem Remis zufrieden waren. Ein Achtungserfolg für den nominell schwächeren Oranienburger. Damit war auch Tag 2 vorüber und alle waren gespannt wie das Turnier am nächsten Tag enden sollte.
Tag 3
4. Runde
Ein neuer Tag brach an und mit ihm der letzte dieses schönen Turniers. In der Königsgruppe schien Stefan Tschirswitz besonders gut geschlafen zu haben, denn er schraubte seinen nominell klar favorisierten Gegner Julian Brückner (1724 DWZ) regelrecht auseinander, nachdem diesem im Mittelspiel ein kleiner Fehler unterlief. Stefan hatte von da an 3 Mehrbauern, die er auch einzusetzen wusste. Die Damen konnten abgetauscht werden und Stefan machte weiter Druck, so dass er am Ende den gegnerischen Springer mit dem Läufer isolieren konnte. Julian probierte noch Läufer gegen Läufer zu tauschen, doch da war es schon zu spät, denn Stefan tauschte nicht die Läufer, sondern den gegnerischen Springer gegen einen nicht mehr aufzuhaltenden Freibauern. Na endlich, der erste Sieg für Stefan in diesem Turnier!
Auch Torsten Hannemann agierte recht ausgeschlafen gegen Jens Stegmann (1587 DWZ). Nach 1. E4 kam die sizilianische Verteidigung aufs Brett und es entwickelte sich eine Partie, die bis zum 13. Zug der Theorie folgte. Bei der ersten Abweichung gelang Torsten ein spielentscheidendes Tempo zu gewinnen. Sein Gegner rochierte in diesem Zug und hatte aber gar nicht die Zeit dazu. So gelang es Torsten ihn peu á peu in die Enge zu treiben und am Ende den verdienten Sieg einzufahren.
Jan Wolff spielte das zweite Mal hintereinander mit schwarz und zwar gegen Nico Markus (1724 DWZ) Er entschied sich für die Caro Kann Verteidigung und das sollte sich auszahlen. Denn bei allen Versuchen, die sein Gegner unternahm, kam er doch nicht durch Jans Defensivformation durch. Auch hier einigten sich beide Spieler auf Remis.
Stefan Sonsalla war ebenfalls gut drauf. Nach seinem Sieg in der letzten Runde bestätigte er diesen Trend gegen André Schmerbach (1638 DWZ). Nachdem André lang rochierte gelang es Stefan den gegnerischen König zu einer Wanderschaft zu zwingen, die die Stellung für den Merseburger sichtlich verschlechterte. Es wurden viele Figuren abgetauscht, so dass am Ende nur noch jeweils zwei Leichtfiguren auf dem Brett waren. Stefan hatte jedoch noch 2 Mehrbauern und einer davon war ein weit entfernter Freibauer. Damit war die Messe gesungen und Stefans Gegner gab nach 47 Züge auf.
In der Turmgruppe zwei Oranienburger ja noch um das Podium. Wolfgang Tschirswitz und Aurimas Milasevicius. Wolfgang mit 3 Punkten aus 3 Spielen, hatte es jedoch nicht leicht gegen Johannes Rössling (1358 DWZ) Es entwickelte sich eine ausgeglichene Eröffnung zwischen beiden. Im Mittelspiel wähnte sich Wolfgang durch die Stellung schon auf der Siegerstraße, doch sein Gegner hatte noch genügend Pfeile im Köcher um Wolfgangs Attacke abzuwehren. Mehr noch er gewann gegen Wolfgang die entscheidende Leichtfigur und attackierte nun Wolfgang seinerseits. Dieser konnte dem Druck des wirklich stark spielenden 9-Jährigen dann nicht standhalten und wurde am Ende Matt gesetzt. Die erste Niederlage für Wolfgang.
Lyo Freischmidt bewies dagegen einmal mehr, dass schwarz seine Lieblingsfarbe ist. Sein Gegner Quintus Tamke (ohne DWZ) bekam das zu spüren. Schnell zeigte Lyo warum die halbslawische Verteidigung eine gute Eröffnung ist. Er setzte seinen Gegner mit jedem Zug mehr unter Druck und konnte am Ende siegreich das Brett verlassen. Damit hatte er neben Wolfgang 3 Punkte aus 4 Spielen.
Der letzte im Rennen war Aurimas. Sein Gegner an Brett 3 war Max Rauhut (1194 DWZ). Nach Aurimas Angaben war es eine umkämpfte Partie, die nicht so einfach zu spielen war. Doch im Mittelspiel gelang es Aurimas die gegnerische Stellung, durch ein Bauern- und Läuferopfer gefährlich aufzureißen. Was folgte war ein schönes Matt trotz des materiellen Nachteils. So hatte er nun 3 ½ Punkte aus 4 Spielen und war heißester Kandidat beim Kampf um das Podium.
5. Runde
Die letzte Runde wurde eingeläutet und alle waren auf ihre letzten Gegner gespannt. In der Königsgruppe konnte Torsten Hannemann auch seine letzte Partie gegen Ben Erik Zander (1465 DWZ) gewinnen und schloss das Turnier mit 3 ½ aus 5 ab.
Stefan Tschirswitz spielte in seiner letzten Partie als Dritter aus dem Verein gegen Enrico Kalliwoda. Er entschied sich für die Caro-Kann-Verteidigung und obwohl sein Gegner ordentlich Dampf machte kam er nicht durch. Nach 20 Zügen einigten beide sich auf Remis.
Stefan Sonsalla bekam einen richtigen DWZ-Brocken mit Arthur Dodul (1909 DWZ) vorgesetzt. Leider kam er schon schlecht aus der Eröffnung und der junge Barnimer Spieler kannte keine Gnade und besiegte Stefan letztendlich.
Auch für Jan Wolff gab es in der letzten Partie gegen Marco Treiber (1784 DWZ) nichts zu holen.
In der Turmgruppe war aber noch Einiges los. Wolfgang Tschirswitz trat zum vereinsinternen Duell gegen Lyo Freischmidt an. Beide Spieler wollte sich nicht auf Remis einigen, denn das wäre einem Verzicht auf das Podium gleichgekommen. So entwickelte sich eine spannende Partie jung gegen alt, bei der unser Nachwuchstalent Lyo den Kürzeren zog. Wolfgang triumphierte und bestätigte damit seine wirklich gute Turnierform mit 4 Punkten aus 5 Spielen.
Kommen wir nun zur letzten Partie. Aurimas Milasevicius bekam es mit dem Gegner von Wolfgang aus der letzten Runde zu tun, Johannes Rössling. Ausgerechnet in der letzten Runde an Brett 1 ging es um Alles oder Nichts. Wer behielt die Nerven und wer musste sich am Ende geschlagen geben? Nun ja in einer Partie die mit der skandinavischen Verteidigung begann entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Mittelspiel. Für Spannung war trotzdem gesorgt, denn trotz eines zwischenzeitlichen Zeitvorteils für Aurimas konnte er diesen nicht behalten. Er musste die letzten 13 Züge vor der Zeitkontrolle mit nur noch 5 Minuten auf der Uhr absolvieren, wie auch Johannes. Es artete quasi zu einer Blitzpartie aus. Als die Zeitkontrolle geschafft war, blieben Aurimas nur noch ein paar Sekunden auf der Uhr. Nachdem diese dann endlich geschafft war, waren alle anwesenden Vereinskollegen sichtlich erleichtert, denn Aurimas hatte 2 Mehrbauern und konnte durch eine geschickte Ablenkung dafür sorgen, dass er die bereits abgetauschte Dame wiedergewann. Danach war die Partie gewonnen. Somit hieß es für Aurimas 4 ½ Punkte aus 5 Spielen. Und wie es das Schicksal an diesem Tag so wollte, reichte das auch für den 1.Platz.
Fazit:
Wieder einmal waren die Falkenseer Open, ein wirklich gelungenes Turnier, was zum einen an der guten Organisation und an der wirklich köstlichen Verpflegung vor Ort lag.
Für die Oranienburger Spieler war es in der Königsgruppe eine eher durchwachsene Leistung, was die Endplatzierungen betrifft, aber gemessen an der eigenen Spielstärke, war das Ergebnis erwartbar und auch in Ordnung.
In der Turmgruppe haben zwei Oranienburger besonders gezeigt was sie können, nämlich Wolfgang Tschirswitz der mit 4 aus 5 und einem hohen Gegnerschnitt wirklich überzeugte und natürlich Aurimas Milasevicius dem diesjährigen Sieger der Turmgruppe. Zu so einer Leistung können wir nur gratulieren und sind gespannt wie sich die Leistung in den kommenden Wettbewerben entwickelt.
Eure Schachfreunde vom SC Oranienburg