7.Spieltag der HVL-Liga – Ein versöhnlicher Abschluss?

Im Schach ist es wie in anderen Sportarten, man tritt sowohl als einzelner Spieler als auch als Mannschaft auf und man kann dabei entweder den Sieg davontragen oder muss mit der sportlichen Niederlage leben. Doch Schach bzw. Sport ist mehr als der Kampf gegen einen Gegner, er ist meiner Meinung nach auch ein Kampf gegen sich selbst, die eigenen Zweifel und die eigenen Fehler und ein Bestreben sich weiterzuentwickeln als Spieler wie auch als Persönlichkeit. Doch wir, die Spieler des SC Oranienburg hatten am vorerst letzten Spieltag der HVL-Liga einfach nur Bock auf Schach als wir uns am Sonntag den 21.April in Oranienburg trafen. Die 3.Mannschaft musste auswärts die vergleichsweise weite Reise nach Premnitz antreten, während die 4.Mannschaft gegen Wusterhausen spielte. Auf der Hinfahrt zu dieser entlegenen Ecke Brandenburgs begegnete uns nicht nur viel Provinz, nein auch Rainald Grebe erklang, mit seiner Vision von diesem Flecken Erde, lieblich aus dem Radio. Ein passendes Motiv und es sollten weitere Motiv gänzlich anderer Natur folgen, denn es ging für beide Mannschaften noch um den Einzug ins kleine oder große Finale der HVL-Liga. Dazu musste jedoch ein Sieg für beide Mannschaften her. Ob das gelang erfahrt ihr im weiteren Verlauf.

Oranienburg III trat mit gleich zwei Veränderungen zum vorherigen Spieltag an:

Brett I: Stefan Sonsalla (SC O) vs. Alexander Hoffmann

Brett II: Norbert Maaz vs. Stefan Tschirswitz (SC O)

Brett III: Wolfgang Tschirswitz (SC O) vs. Wilfried Heiling

Brett IV: Marc Pfeiffer vs. Lisa Gottschling (SC O)

Kümmern wir uns zuerst um Brett IV. Dort spielte Lisa Gottschling mit der königsindischen Verteidigung gegen Marc Pfeiffer. Lisas Gegner eröffnete mit d4, kam schlecht aus der Eröffnung und setzte diesen Trend konsequent im Mittelspiel fort. Schon nach 10 Zügen stand Lisa wesentlich besser und baute ihren Vorteil weiter aus. In der Nachschau der Partie mutete das ungleiche Duell wie eine Bondage-Session an. Nach etwa einer gespielten Stunde war dann auch Schluss und Lisa besiegte ihren Gegner völlig verdient. 1:0 für Oranienburg III

Wesentlich ausgewogener ging es an Brett II zu. Auch hier eröffnete der Premnitzer Spieler mit d4 und auch hier war die Antwort die königsindische Verteidigung. Stefan Tschirswitz spielte bereits letzte Saison gegen Norbert Maaz und hatte sich dieses Mal vorgenommen mehr als ein Remis herauszuholen. Doch sein Gegner machte ihm dieses Vorhaben nicht leichter als letzte Saison. Beide Seiten spielten ziemlich präzise und Stefan probierte sein Glück mit einem Doppelfianchetto, doch Norbert Maaz dachte gar nicht daran seinem Gegner eine gewisse Dynamik zu gewähren und rührte kräftig Beton an. Das Spiel wurde dadurch sehr statisch im Zentrum und fast alle Leichtfiguren wurden abgetauscht. Nach 30 Zügen hatte keiner der beiden Spieler mehr ein nennenswertes Offensivpotential. Die logische Konsequenz lautete Remis, ein Ergebnis mit dem beide Spieler unzufrieden waren, aber das absolut leistungsgerecht ist. 1,5:0,5 für Oranienburg III

An Brett I duellierten sich Alexander Hoffmann und Stefan Sonsalla. D4 war die Eröffnung des Tages, denn auch hier eröffnete weiß so die Partie. Stefan S. spielte gegen den stärksten Premnitzer Spieler gut und konnte sich bis zum beginnenden Mittelspiel einen leichten Vorteil erarbeiten. Im 18. Zug übersah er jedoch die Möglichkeit diesen weiter auszubauen. Damit nicht genug durch einen eigenen Fehler verspielte er seinen Vorteil auf dem Brett. Es folgte ein wildes Auf und Ab. Im 41. Zug konnte Stefan zwar eine Qualität gewinnen jedoch hatte sein Gegner dafür drei Freibauern auf dem Brett. Die Stellung war für beiden Seiten, auch aufgrund des wechselnden Spielglücks in dieser Partie, unklar und so bot der Premnitzer Stefan Remis an. Stefan nahm nach kurzem Überlegen an. Neuer Zwischenstand 2:1 für Oranienburg III.

Drei Partien waren vorbei und an Brett III wurde noch gespielt. Wolfgang Tschirswitz kämpfte verbissen gegen den nominell favorisierten Wilfried Heiling. Wolfgang tauschte früh seine beiden Springer gegen die gegnerischen Springer ein. Beide Spieler hatten also die Kavallerie verschlissen und das Läuferpaar. Im Mittelspiel konnte Wolfgang einen Bauern gewinnen und gekonnt ins Endspiel überleiten. Der Mehrbauer machte sich mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr bemerkbar. Und so schob der Oranienburger diesen am Damenflügel immer weiter nach vorne. Das Ende vom Lied war, dass der Premnitzer im entscheidenden Moment patzte und nachdem Wolfgang seinen Bauern in eine Dame umwandelte umgehend aufgab. Damit waren in Premnitz alle Partien absolviert und das Endergebnis lautete 3:1 für Oranienburg III.

Nun zur Mannschaft von Oranienburg IV

Die Partien gegen Wusterhausen lauteten wie folgt:

Brett I: Christopher Luthardt (SC O) vs. Michael Tornow

Brett II: Daniel Dziamski vs. Eckhardt Gesierich (SC O)

Brett III: Aurimas Milasevicius (SC O) vs. Ralf Sooß

Brett IV: Karsten Weiß vs. Felix Rosenhagen (SC O)

An Brett I begegneten sich Christopher Luthardt und Michael Tornow. Christopher wollte gegen seinen klar favorisierten Gegner zwar etwas Neues ausprobieren, aber kein allzu großes Risiko eingehen. Also entschied er sich für eine Variante aus dem Londoner System. Die Mühe zahlte sich für Christopher aus. Beide Parteien kamen gut aus der Eröffnung und der Oranienburger konnte die Partie im Gleichgewicht halten. Bis zum Ende war die Partie komplett ausgeglichen, weil keine der beiden Seiten einen gravierenden Fehler machte. Als Michael Tornow dann Remis anbot, nahm Christopher an. Zwischenstand 0,5:0,5.

An Brett III kam die Wiener Partie aufs zustande. Ralf Sooß, der Gegner von unserem Aurimas, konnte nicht verhindern, dass dieser ziemlich gut aus der Eröffnung kam. Doch leider übertrug sich dieser anfängliche Erfolg nicht auf das Mittelspiel. Aurimas gingen im Verlauf der Partie die Ideen aus, wie er seinen Gegner weiter unter Druck setzen konnte. Außerdem verbrauchte er sehr viel Zeit, es roch sehr nach Remis. Ein Duft, der nicht jedem gefällt. Doch offensichtlich konnten beide Spieler an dem Tag damit leben. Also endete die Partie unentschieden. Zwischenstand 1:1.

An Brett II spielte unser Routinier Ecki gegen Daniel Dziamski. Auch wenn mir nicht viele Informationen zur Partie vorliegen, so sei dennoch gesagt, dass beide Parteien gut aus der Eröffnung kamen. Ecki geriet jedoch im Mittelspiel ziemlich unter Druck und stand auch objektiv schlechter. Als sein Gegner ihm trotz allem Remis anbot zögerte er nicht lange und nahm dieses an. Neuer Zwischenstand 1,5:1,5.

Nun kam alles auf die Partie an Brett IV an. Dort sah es so aus als sollte unser Felix gegen den haushohen Favoriten Karsten Weiß etwas holen können. Felix spielte gegen das Damengambit die Damenindische Verteidigung und erzeugte von Anfang an viel Druck auf seinen Kontrahenten. Seine beiden Läufer waren in Richtung Königsflügel ausgerichtet, so dass sein Gegner kein anderes Mittel fand als Felix zum Damentausch zu motivieren. Im Endspiel hatte Felix einige Möglichkeiten Karsten Weiß mit seinem Turm matt zu setzen, wenn ja wenn ihm nicht noch ein Tempo gefehlt hätte. Felix´ Gegner sah jedoch die Drohung und nutzte sein extra Tempo und ihn mit Springer ein folgenschweres Schachgebot zu verpassen. Danach folgte Schachgebot um Schachgebot an dessen Ende der Wusterhausener Felix leider matt setzte. Eine knappe Partie mit dem schlechteren Ende für uns. Damit endete die Begegnung 2,5:1,5 für Wusterhausen.

Fazit: Leider haben, so bitter es auch ist, beide Mannschaften den Einzug ins kleine bzw. große Finale verpasst. Besonders bitter ist es für die Spieler von Oranienburg III die sich ungeschlagen aus der Saison verabschieden. 4 Siege und 3 Remis reichten nicht aus, um die punktgleichen Nauener und Potsdamer in ihrer Gruppe zu überflügeln. Zwischen Platz 1 und 3 in der HVL-Liga Gruppe A liegen lediglich 3 Brettpunkte. Besonders schade ist es in diesem Zusammenhang, dass die Schachfreunde von Lindow II sich nicht aufraffen konnten am letzten Spieltag gegen Nauen anzutreten. Vielleicht wäre dann nochmal Spannung in den Kampf um die Plätze 1 und 2 gekommen. So bleibt Oranienburg III leider nur der 3. Platz in Gruppe A. Oranienburg IV wird durch die Niederlage am letzten Spieltag 5. in der Gruppe B. Insgesamt ist es jedoch für beide Mannschaften eine gute Saison gewesen. Unser Dank gilt allen beteiligten Spielern, die zu den Ergebnissen beigetragen haben. Vor allem Jenen sei gedankt denen das Siegen nicht so leicht fällt, die trotzdem Spieltag um Spieltag am Brett ihren Mann oder ihre Frau stehen und so den von mir eingangs erwähnten Sportsgeist hochhalten. Weitere Berichte gibt es dann spätestens wieder zur neuen Saison.

Eure Schachfreunde vom SC Oranienburg